30.9.07

Des Herrn Appligny erfundene Art mit Berlinerblau Wolle und Seide schön blau zu färben.






Wiburgs Mancherley 9, 1.9.1821

Der ausländische Indigo ist bis jetzt noch immer das vornehmste Material zum blau färben gewesen. Ich will nicht von seiner Kostbarkeit sagen, ich glaybe eben, dass, da man fast in jedem Lande das sogenannte Berlinerblau verfertigen kann, dass es immer für ein jedes Reich voerheilhaster ist, sich seiner eigenen Producte und Fabricata zu bedienen.

Nach der Methode des Hernns Appligny nimmt man eine Eisen-Auflösung, welche entweder mit Vitriolsäure, Weinstein, oder auch mit sairen durch die sährung zubereiteten Wasser gemacht ist. Diese Auflösung muss sehr helle und klar, auch noch etwas überflüsig sauer seyn. Man nehme danna schon zertheiltes und // verrostetes Eisen, und gebe denselben einiges Übermaass von Säure. Man nehme ferner 3 bis 4 Bhund Berlinerblau im Teige, das ist, ehe dasselbe getrocknet wird, setzet man ½ Pfund gute Pottasche und Flusswasser nach Outdünken hinzu, und lässt es gelinde kochen.

Hernach giesst man das Klare ab, und seichet es durch. War die Menge des Berlineblau hinlänglich, so muss die Flüssigkeit mit dem Säuren nicht mehr aufbrausen, ust aber dieses noch der Fall, so muss man noch nacher Vitriolöhl oder Scheidewasser zugiessen, bis alles ungesäuerte Alkali damit gesättiget worden ist.

Mit den benden nach der Borschrift bereiteten Brühen verfähret man auf folgende Art: man milsche in einen Theil von der säuerlichen Eisenauflösung mit 20 bis 30 Theilen Wasser, man lasse alles heiss werden, und hernach tauchet man die Wolle, Seide oder das Tuch, welche aber von Fette wohl gereinigt feyn müssen, hinein, und man lässt die Zeuge nach Berhältniss desto länger darinnen, nach dem die Schattirung stärker oder schwächer werden foll. Wolle und Seide kommen aus dieser Auflösnung etwas gelblich heraus, und man kann sogar aus dem Grade dieser Schattirung das Maass der Internsität folgern, welche die blaue Zeugfarbe haben wird. Ist die // gelbe Schattirung zu blass, so kann man eine neue Quantität von Eisenauflösnung zusetzen.

Ist diese erste Behandlung geschehen, so hängt man das Zeug an die Luft, lässt das Feuchte abträufen, un nachher wäschet man das Gefärbte im Flusse; vielleicht wird dadurch der gröste Theil des Eisens meggespület, die Farbe dadurch verwaschen. Man nehme also lieber dazu freyes Wasser, und man bemerke, bis auf welchen Grad das Waschen ohne üble Folgen getrieben werden könne.

Das übrige Verfahren bestehet darinnen, dass man in einer hinlånglichen Menge von 20 bis 30 Theilen Wassers, den alkalische mit Berlinerblau gesättigten Liquor verdünnet, und die zu färbende Theile eintaucht, worauf sie folglich die schöne blaue Farbe annehmen. Appligny schätzt diese Blaufärberen um ¼ wohlfeiler, als das Indigofärben.

Die blaue Farbe des Appligny vertrågt des Kochen mit Seife und dem Laudenfalze nicht, also lässt sie sich auf Leinen und baumwollen Garn nicht anwenden. Dieser Mangel wird aber doch duerch folgende Vorzüge ersetzt.

Die Zeugfärberey von Berlinerblau hält hingegen besser als das Küpenblau die Probe mit Allaun und Sauren aus; an Schönheit und Lebhaftigkeit übertrift sie das Küpenblau, // und hat sogar con dem Sächsischen Blau Vorzüge. Sie hat den Vorzug auch darinnen, dass sie in allen möglichen Schattirungen angewandt werden kann; und dass Indigo der Seide bloss eine dunkle Tiefe geben kann, wenn man nach Verhältniss der Menge Coschenille oder Orseille zusetzt. Im ersten Falle wird sie schlechter. Das Sächsische Blau verschiesst geschwinder, dieses aber widersteht der Luft länger. Seide und Wolle verlieren in der Haltbarkeit nichts.

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