14.4.14

293. Des Herrn Appligny erfundene Art mit Berlinerblau Wolle und Seide schon blau zu färben.

Wiburgs Mancherley 9, 1.9.1821

Der ausländische Indigo ist bis jetzt noch immer das vornehmste Material zum blau färben gewesen. Ich will nicht von seiner Kostbarkeit sagen, ich glaube eben, daß, da man fast in jedem lande das sogenannte Berlinerblau verfertigen kann, daß es immer für ein jedes Reich vorteilhafter ist , sich seiner eigenen Produkte und Fabricata zu bedienen.

Nach der Methode des Herrn Appligny nimmt man eine Eisen-Aufiösung, welche entweder mit Vitriolsäure, Weinstein, oder auch mit sauren durch die Gährung zubereiteten Wasser gemacht ist. Diese Aufiösung muß sehr  helle und klar, auch noch etwas überflüßig sauer. Man nehme dann schon zertheiltes und verrostetes  Eisen, und gebe demselben einiges Übermaaß von Säure. Man nehme ferner 3 bis 4 Pfund Berlinerblau im Teige, daß ist, ehe dasselbe getrocknet wird, setzet man ½ Pfund gute Pottasche und Flußwasser nach Gutdünken hinzu, und laßt eS gelinde kochen.

Hernach gießt man das Klare ab,und seichet es durch. War die Menge des Berlineblau hinlänglich, so muß die Flüßigkeit mit dem Säuren nicht mehr ausbrausen, ist aber dieses noch der Fall, so muß man noch nachher Vitriolöhl oder Scheidewasser zugießen, bis alles ungesäuerte Alkali damit gefälligst worden ist.

Mit den beyden nach der Vorschrift bereiteten Brühen verfähret man auf folgende Art: man mische in einen Theil von der säuerlichen Eisenaufiösung mit 20 bis 30 Theilen Wasser, man lasse alles heiß werden, und hernach tauchet man die Wolle, Seide oder das Tuch, welche aber vom Fette wohl gereinigt seyn müssen, hinein, und man läßt die Zeuge nach  Verhältniß desto länger darinnen, nach dem die Schattirung stärker oder schwächer werden soll. Wolle und Seide kommen auS dieser Auflösung etwas gelblich heraus, und man kann sogar auS dem Grade dieser Schattierung das Maaß der Intensität folgern, welche die blaue Zeugfarbe haben wird. Ist die gelbe Schattirung zu blaß, so kann man eine neue Quantität von Eisenaufiösung zusetzen.

Ist diese erste Behandlung geschehen, so hängt man das Zeug an die luft , laßt das Feuchte abtraufen, und nachher waschet man das Gefärbte im Fluße; vielleicht wird dadurch der gröste Theil des Eisens weggespület, die Farbe dadurch  verwaschen. Man nehme also lieber dazu freyes Wasser, und man bemerke, bis auf welchen Grad das Waschen ohne üble Folgen getrieben werden könne.

Das übrige Verfahren bestehet darinnen, daß man in einer hinlänglichen Menge von 20 bis 30 Theilen Wassers, den alkalische mit Berlinerblau gesattigten liquor verdünnet, und die zu färbende Theile eintaucht, worauf sie folglich die schöne blaue. Farbe annehmen. Appligny schätzt diese Blaufärberen um ¼ wohlfeiler, als das Indigofärben.

Die blaue Farbe des Appligny verträgt des Kochen mit Seift und dem laugensalze nicht, also laßt sie sich auf leinen und baumwollen Garn nicht anwenden. Dieser Mangel wird aber doch durch folgende Vorzüge erseht.

Die Zeugfärberen von Berlinerblau hält hingegen besser als das Küpenblau die Probe mit Allaun und Sauren aus; an Schönheit und lebhafligkeit übertrist sie das Küpenblau, und hat sogar von dem Sachsischen Blau Vorzüge. Sie hat den Vorzug auch darinnen, daß sie in allen möglichen Schattirungen angewandt werden kann; und daß Indigo der Seide bloß eine dunkle Tiefe geben kann, wenn man nach Verhältniß der Menge Coschenille oder Orseille zusetzt. Imersten Falle wird sie schlechter. Das Sächsische Blau verschießt geschwinder , dieses aber widersteht der luft länger. Seide und Wolle verlieren in der Haltbarkeit nichts.

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